Carl August Robert Heinrich Heydenreich wurde am 18.11.1863 als Sohn des Rittergutsbesitzers Heinrich Robert Heydenreich und Marie Luise Therese, Tochter des großherzoglichen Regierungsrates und Wagnerschriftstellers Franz Müller geboren. Er verlebte die ersten Jahre seiner Kindheit auf Rittergut Hoof und in Weimar. Robert studierte später Landwirtschaft, Jura und Kameralia an verschiedenen Universitäten. Nach der Promotion trat er 1887 in den juristischen Staatsdienst und wurde 1892 Gerichtsassessor in Jena. Im gleichen Jahr, am 4. Januar, heiratete er Margaretha Elisabeth Johanna, Tochter des rheinischen Gutsbesitzers Jean Baptist Baum und seiner Ehefrau Elise aus Kreuznach.
1892 ließ er auf einem Berghang hoch über Weimar die „Villa Ingrid“ errichten. Zu ihr gehörten ein Gartenhaus mit Stallung, Wagenremise und Wohnungen für Kutscher und sonstiges Personal. Hier wurden die Söhne Johann, Philipp und Joachim geboren. Seine Frau Margaretha Elisabeth Heydenreich starb hier um 1903. Später belebten Robert Heydenreichs zweite Frau Alice, Tochter des Leipziger Kaufherren und Handelsrichters Bürklin und weitere Kinder das große Haus.
Nach verschiedenen Verwendungen im weimarischen Ministerium wurde Robert Heydenreich 1898 landwirtschaftlicher Referent und großherzoglicher Geheimer Regierungsrat. Im Jahr 1905 übernahm er als Bezirksdirektor von Apolda einen der vier Verwaltungsbezirke des Großherzogtums. Wenige Jahre später übernahm er mit der Bezirksdirektion Weimar den ersten Verwaltungsbezirk des Landes. Ein Bericht der Apoldaer Zeitung vom 30. März 1911 über die „Abschiedsfeier für Herrn Bezirksdirektor Dr. Heydenreich“ lässt einiges über dessen Leben und Wirken erkennen
Die Abschiedsfeier, die gestern Abend im Saale der „Harmonie“ zu Ehren des Herrn Bezirksdirektors, Geheimen Regierungsrates Dr. Heydenreich stattfand, ließ schon durch die überaus starke Beteiligung erkennen, dass sich der Scheidende hier sehr viel Sympathie und herzliche Zuneigung erworben hat. Obwohl die Feier vom hiesigen Gemeindevorstand angeregt war, also in erster Linie einen Abschiedsgruß der Stadt Apolda bedeutete, war doch auch aus dem übrigen Teil des zweiten Verwaltungsbezirks eine Anzahl Teilnehmer erschienen. An der Tafel, die aus zirka 130 Gedecken bestand, hatten sich außer den städtischen Behörden und Beamten vereinigt: die Beamten der Bezirksdirektion, Geistliche von hier und aus der Umgebung, Vertreter der Schulbehörde und Mitglieder des Lehrerkollegiums, Mitglieder des Bezirksausschusses, Mitglieder der beiden hiesigen Schützengesellschaften und eine große Zahl Bürger aus den verschiedensten Kreisen.... Die Abschiedsrede hielt Herr Oberbürgermeister Stegmann. Er begann mit einer Erinnerung aus der Zeit, wo er in Weimar das Gymnasium besuchte. Damals, im Jahre 1880, habe er von dem Fenster seines Zimmers aus öfters den Hufschlag eines Fuchses gehört, auf dem ein schlanker, stattlicher Primaner saß, der als einer der tüchtigsten Schüler galt, hervorragend begabt und sehr fleißig. Den anderen Schülern schien es kaum möglich, dass so viel Schönes zusammen vereint sein könne. Als er im Jahre 1895 als Referendar wieder nach Weimar gekommen sei, habe der Regierungsassessor Dr. Heydenreich ein gastfreies Haus geführt und eine glänzende Zukunft habe ihm bevorgestanden. Ihm selbst sei gesagt worden, wenn er an dem gesellschaftlichen Leben der Residenz teilnehmen wolle, empfehle sich der Verkehr im Hause Heydenreich. Er habe diesen Rat befolgt und noch heute seien ihm die dort verlebten Stunden eine angenehme Erinnerung. Als im Jahre 1900 das neue Bürgerliche Gesetzbuch eingeführt wurde, habe Herr Dr. Heydenreich im Lande Vorträge darüber gehalten, die reges Interesse fanden. Dann sei er dem Herrn Regierungsrat wieder begegnet, als er sich im Jahre 1903 um das Reichstagsmandat des Kreises Weimar-Apolda beworben habe. Als hoher Regierungsbeamter und Landwirt habe man damals hier Bedenken gegen den Kandidaten gehabt, aber es sei Herrn Dr. Heydenreich gelungen, in einer einzigen Versammlung im 'Bürgerverein' diese Bedenken zu zerstreuen. Er habe im Fluge das Vertrauen der Apoldaer Bürgerschaft gewonnen, und gern habe man seine Wahl gewünscht. Dass ihm die Unterstützung der Landwirtschaft sicher sein würde, habe man für selbstverständlich gehalten, und so sei er als der geeignetste Sammelkandidat erschienen. Aber der Herr Bürgermeister Putsche aus Utenbach habe damals erklärt, der Herr Regierungsrat sei ihm nicht zuverlässig genug, da er nicht Landwirt von echtem Schrot und Korn sei, und Heydenreich fiel durch. (Heiterkeit) Aber die Kandidatur hatte doch ihr Gutes, wir hatten ihn kennen gelernt, und als dann zwei Jahre später die Nachricht eintraf, Herr Regierungsrat Dr. Heydenreich sei zum Direktor des 2. Verwaltungsbezirks ernannt worden, war die Freude groß. Der neue Direktor entpuppte sich als Apoldaer, dessen Vorfahre Adam Heydenreich schon von 1709 - 1759 als Kauf- und Handelsherr in Apolda gelebt hatte. Der Redner erinnerte an die Ansprache, die bei der Einführung am 2. Oktober 1905 Staatsminister Freiherr v. Wurm hielt, und worin er besonders betonte, dem neuen Bezirksdirektor werde es bei seinem guten Herzen schwer fallen, auch einmal an ihn herantretenden Wünschen und Forderungen zu widerstehen. Seine unermüdliche Schaffenskraft könnte ihn leicht verleiten, zu viel zu unternehmen, und er müsse sich in dieser Beziehung ganz besonders zusammennehmen und erst reiflich wägen, bevor er es wage. Wir aber freuten uns darüber, denn vor einem Bezirksdirektor mit einem guten Herzen brauchte man sich doch nicht zu fürchten. Auch Herr Putsche und die Landwirtschaft haben sich über diese Wahl gefreut. Ein frischer Zug hielt mit ihm Einzug im Bezirk, und die Frage, ob die Hoffnungen, die seinerzeit auf den neuen Bezirksdirektor gesetzt wurden, in Erfüllung gegangen sind, könne man in vollem Umfange bejahen. Der scheidende Bezirksdirektor habe sich um den Bezirk grosse Verdienste erworben, er erinnere nur an sein tatkräftiges Eintreten für die Anlage von Wasserleitungen in vielen Gemeinden. Auch dem Wegebau habe er stets besonderes Interesse entgegengebracht. In seine Zeit fiel der wirtschaftliche Umschwung unserer Industrie und das Aufblühen der Stadt Jena. Überall sei er bemüht gewesen, sich aus eigener Anschauung ein Urteil zu bilden. Er habe sich im ganzen Bezirk Vertrauen erworben und erfreue sich selten großer Beliebtheit. Im Apoldaer Straßenleben werde man in Zukunft schon gewiss seinen freundlichen Gruß vermissen. Auch den geselligen Vereinen habe er reges Interesse entgegengebracht. Die Abschiedsfeier sei ein Beweis der Liebe und Verehrung, die ihm entgegengebracht werden. Der ganze Bezirk bedauere sein Scheiden und wünsche ihm für die Zukunft recht viel Gutes. Der Apoldaer Gemeinderat habe beschlossen, dem scheidenden Herrn Bezirksdirektor ein sichtbares Zeichen unserer Dankbarkeit zu überreichen und dafür ein Bild des Apoldaer Rathauses gewählt, das der Redner mit herzlichen Wünschen für die Zukunft überreichte ...
Dem Interesse Robert Heydenreichs an historischen Begebenheiten, besonders auch an der Geschichte Thüringens und seiner Bewohner, nicht zuletzt auch der eigenen Familie, sind manche literarische Arbeiten zu verdanken, u.a. blieb erhalten ein Vortrag über „Goethe als Jurist“, den er 1932 vor der Mittwochgesellschaft in Weimar gehalten hat, die „Erinnerungen einer alten Weimaranerin“, die er 1908 herausgab, eine historische Abhandlung aus alten Familienpapieren (1797), die er 1925 unter dem Titel „Aus Weimars und Erfurts alter Zeit“ veröffentlichte, sowie „Eine Reise an den Rhein und nach Belgien im Jahre 1844“, der ebenfalls Tagebuchaufzeichnungen seines Großvaters zugrunde lagen.
Robert Heydenreich starb 1938. Die “Allgemeine Thüringer Landeszeitung Deutschlands“ schrieb aus diesem Anlass:
Am 15. d.M. starb hier ein Mann, der lange Jahre dem Staat und damit seinem Volk treu gedient hat, Geheimer Regierungsrat Dr. Robert Heydenreich. Aus einem großen Verwandten- und Freundeskreis wurde er herausgerissen nach einem langen Leben der Arbeit und Pflicht. Er gönnte sich auch nach seiner vor acht Jahren erfolgten Versetzung in den Ruhestand kein beschauliches Leben und trat unmittelbar nach dem Staatsdienst in eine fruchtbare private Juristentätigkeit ein... Geheimrat Dr. Heydenreich war aber auch ein lebensfroher, liebenswerter Mensch, der besonders in landwirtschaftlichen Kreisen und als Jäger und Heger viele Freunde besaß. Als landwirtschaftlicher Referent des ehemaligen Großherzogtums kannte er die Nöte der Bauern besonders in den ärmeren Landesteilen in der Rhön und auf dem Walde. Stets hat er es verstanden, in populärer Weise mit den bei ihm Rat suchenden Volksgenossen zu verhandeln, jede bürokratische Denkweise war ihm fremd, stets wählte er die kurzen, praktischen Wege auch im Amtsverkehr, und nie nahm er ein offenes, derbes Wort übel. Seine urwüchsige Gestalt kannte jeder, und sein frohes, gesundes Lachen wirkte ansteckend auf seine Umgebung. Als unermüdlicher Arbeiter verlangte er auch von denen, die ihm unterstanden, äußerste Anspannung der Kräfte, die er besonders während der Kriegszeit, als er Bezirksdirektor in Weimar war, restlos einsetzte bei den vielen Aufgaben, die ihm neben seiner Tätigkeit als Direktor des Ersten Verwaltungsbezirkes noch zufielen... Dr. Heydenreich kannte das Thüringer Land und Weimars Vergangenheit wie kaum ein Zweiter... Schlicht und einfach, wie er im Leben war, so schied er auch von dieser Erde. … Am Donnerstagnachmittag gab man diesem treuen Bürger Weimars das letzte Geleit. Ein Meer von Blumen und Schleifenkränzen schmückte den Sarg des Verewigten, weihevolle Motteten verschönten die Trauerfeier in der Friedhofskapelle. Man nahm Abschied von einem Manne, dessen Andenken mit der Geschichte des alten Weimar stets verbunden bleiben wird.“